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Default In der Taiga

In der Taiga – Ein russisches Märchen

Kapitel 2 - Waldwanderung
Autor: Ludwig55


Nach knapp drei Stunden ist die lange Winterdämmerung vorüber. Ganz finster ist es nicht: Der Himmel ist klar. Die Sterne und ein fast voller Mond leuchten hell herab. Der weiße Schnee, welcher den ganzen Boden dicht und dick eingehüllt hat, reflektiert den matten Schein der Nachtgestirne, sodass der Weg gut beleuchtet ist.

Eine kleine Kolonne marschiert weiter durch den nächtlichen Winterwald. Reifwolken bilden sich beim Atmen vor den Gesichten der Wanderer. Der Weg ist, vom Schnee einmal abgesehen, gut gangbar. Es geht in schwungvollen Krümmungen leicht bergan.
Die Frauen beginnen zu ermüden; doch die Milizionäre laufen direkt hinter ihnen, die Knute in der Hand. Ohne die stete körperliche Belastung würden die Studentinnen die Kälte auch noch viel stärker verspüren. Hinzu kommt, dass die Strümpfe nach und nach vom Schnee durchfeuchtet werden, da die Frauen ja nur Halbschuhe tragen.

Nach über fünf Stunden ist eine kleine Lichtung erreicht. Die Frauen schnallen die Rucksäcke ab und fangen sofort an zu zittern. Nach der Anstrengung spüren sie die Kälte doppelt.
In den Rucksäcken befindet sich ausreichend Material für ein großes Mannschaftszelt. Zwei Frauen holen aus ihren Rucksäcken einen Klappspaten und beginnen, den Schnee bis auf den Waldboden abzutragen. Anschließend wird an dieser Stelle das Zelt errichtet.
Der Boden ist hart gefroren. Die jungen Damen geben sich Mühen, die Pflöcke wenigstens etwas in der Humusschicht zu verankern. Dann wird die Plane gespannt. Zwei Bahnen Isoliermatten bilden den Boden. Um die Kälte abzuhalten, wird der anfangs entfernte Schnee gegen das Zeltdach geschaufelt.

Erschöpft begeben sich die Frauen in das Zeltinnere, wo die drei Milizionäre bereits Platz genommen haben. Im Zelt ist es zunächst völlig finster, doch findet sich in einem der Rucksäcke eine kleine Lampe, deren Schein ausreicht, den engen Raum zu erhellen.
Die Milizionäre haben die Parkas ausgezogen. Darunter tragen sie Wollpullover und Oberhemden, beides tarnfarben wie der Parka und schwarze Hosen mit goldfarbenem Besatz an der Seitennaht.

Die jungen Frauen müssen den Männern die Stiefel ausziehen, bevor sie selber ihre Schuhe aufschnüren und diese sowie die feuchten Kniestrümpfe ausziehen dürfen. Die Füße selber sind dank des festen Schuhwerks glücklicherweise trocken und warm geblieben, aber die Unterschenkel der Frauen sind von der Kälte ganz taub; die Oberschenkel natürlich auch.
Die Frauen ziehen ebenfalls ihre taillenkurzen, roten, vorne offenen Jäckchen aus. Die weiße Bluse war bereits vorher deutlich zu sehen; sie ist kurzärmelig.
Die Frauen beginnen, sich gegenseitig die dünnen Beine zu massieren, bis die Durchblutung wieder richtig einsetzt. Anschließend bereiten sie der kleinen Gesellschaft das Nachtlager:

Für die Männer sind polarerprobte Mumienschlafsäcke und warme Pyjamas vorhanden.
Auch die Männer sind von der Wanderung ermüdet und entkleiden sich, um in Pyjamas und Schlafsäcke zu schlüpfen. Unter ihrer Uniform tragen die Milizionäre nicht nur warme Unterwäsche, sondern auch eine kugelsichere Weste.

Nachdem die Männer in der Zeltmitte ihre Ruhe gefunden haben, streifen die Frauen ihre Kleidung ab. Zuerst fallen die dünnen, kurzen Röcke; dann werden die kurzärmeligen, weißen Blusen aufgeknöpft und abgestreift. Als Letztes werden die roten Halstücher aufgeknotet und abgelegt.
Der Stoff der knappen, weißen Unterwäsche, welche nur aus Unterhose und Büstenhalter besteht, ist nahezu durchsichtig. Die in der Kälte steif gewordenen Brustwarzen zeichnen sich deutlich unter dem zarten Material des Büstenhalters ab. Auch das Höschen verbirgt überhaupt nichts. Durch den durchsichtigen, eng anliegenden Stoff ist jede Einzelheit der Frauenkörper deutlich zu erkennen.
Die Frauen zittern so, als ob sie völlig nackt in der kalten Winterluft stünden, welche allerdings hier im Zelt nicht so tödlich kalt wie im freien Wald ist.

Nina, eine der Frauen, trägt keine Unterwäsche; ihr Körper sieht selbst im gelblich warmen Licht der kleinen Lampe blaugrau aus. Sie hat die volle Kälte der russischen Winternacht bis unter den kurzen Rock spüren müssen.
Ohne auf die gierigen Blicke der Männer zu achten, öffnen die anderen fünf Frauen jetzt ihre Büstenhalter. Als Letztes steigen sie aus den Unterhosen.

Für die jungen Damen stehen keine Schlafsäcke zur Verfügung. Doch sind drei große, rosshaarene Pferdedecken vorhanden. Die Frauen rollen sich paarweise in die Decken ein, nachdem sie ihre Kleidung sorgfältig zusammengelegt und zusammen mit den Rucksäcken in einem Winkel des Zeltes verstaut haben. Die Letzte löscht die Lampe. Bald werden die Atemzüge der neun Menschen tiefer und ruhiger.

Es ist bitterkalt in dem Zelt. Immer wieder ziehen die Frauen an den Deckenzipfeln, wenn die Schlafpartnerin zu viel von der Decke für sich beansprucht. Doch alleine will Keine schlafen. Zu zweit kann man sich gegenseitig wärmen. Alleine würde man erfrieren.
Besonders tief und erholsam ist der Schlaf der Frauen trotz der Anstrengungen wegen der Kälte jedoch nicht.

Schon sehr früh am Morgen, lange bevor die Dämmerung beginnt, werden die Frauen wieder wach. Auch die Männer erwachen, als die Frauen anfangen, sich unruhig in die Decken zu kuscheln. Sofort müssen die Studentinnen sich aus den Decken rollen und aufspringen.
Die Milizionäre haben gut geschlafen.
Die Lampe wird wieder entzündet. Die jungen Damen sehen allesamt übernächtigt, abgespannt und durchgefroren aus.
Nina hat sich etwas erwärmt, sieht aber im Übrigen eher schlechter aus als ihre Kameradinnen. Während die Frauen die Decken, die Schlafsäcke und die Nachtwäsche der Milizionäre zusammenräumen, kleiden sich die Männer an. Dann geht es ins Freie.

Es ist immer noch dunkel. Morgens, kurz vor Beginn der Dämmerung ist die Kälte am stärksten. Die Studentinnen beginnen sofort zu zittern, als die Nachtluft auf die nackten Leiber trifft. Doch ohne Morgengymnastik kommen sie nicht davon.
Einer der Milizionäre, der mit den mongolischen Gesichtszügen, hat statt der Knute aus einem der Rucksäcke eine Nagaika (lederne Kosakenpeitsche aus geflochtenen Riemen mit Bleikugeln) hervorgeholt. Im Gegensatz zur Knute, deren Striemen von gestern Abend kaum noch zu sehen sind, zerreißt die Nagaika bei jedem Schlag der Haut. Es ist kein Problem, jemanden mit nur einem Schlag zu töten.
Die Frauen kennen dieses Instrument, doch wäre es heute eigentlich nicht notwendig gewesen, es hervorzuholen. Allein die Kälte zwingt die jungen Frauen, alle Übungen mit größtem Eifer durchzuführen.
In der Tat kommt die Nagaika jetzt nicht zum Einsatz, selbst die Knute kann noch ruhen.
Anschließend reiben die Frauen sich gegenseitig die nackte, unterkühlte Haut mit Schnee ab; ein bewährtes Mittel, um die Durchblutung anzuregen und Erfrierungen vorzubeugen. Endlich geht es zurück ins Zelt.

Aus den Rucksäcken werden nun die Lebensmittelvorräte für das Frühstück geholt. Aus Thermosflaschen gibt es für jeden einen Becher warmen Kakao. Ganz heiß ist er nicht mehr, da die Rucksäcke die Nacht in der Kälte standen, aber noch dampfend warm.
Für die Männer gibt es dazu belegte Brote, für die Frauen jedoch – nichts. Kälte und Anstrengungen zum Trotz muss ihnen der Kakao genügen.
Die Flaschen werden wieder verschlossen und zusammen mit Decken, Pyjamas und Schlafsäcken auf die Rucksäcke verteilt.

Nun dürfen die Mädchen sich anziehen. Nina bekommt keine Unterwäsche und kann gleich in Rock und Bluse schlüpfen. Die Kniestrümpfe sind noch etwas feucht, obwohl die Frauen sie zum Trocknen aufgehängt hatten.
Nachdem die Frauen auch noch die kurzen Jacken übergezogen haben, wird das Zelt abgebrochen.
Der Morgen beginnt zu dämmern, als die jungen Damen die fertig gepackten Rucksäcke aufschnallen. Die Marschordnung ist die gleiche wie am Vorabend:

Die Gesellschaft bildet drei Dreiergruppen, wobei die Frauen jeweils vorangehen, um den Weg durch den Schnee zu bahnen; die Milizionäre gehen mit der Knute hinterher, um die Frauen bei Bedarf anzufeuern. Wie am gestrigen Abend folgt der kleine Trupp einen Waldpfad. Langsam beginnt die Wintersonne auf ihrem Weg am südlichen Horizont, die Luft ein wenig anzuwärmen. So warm, wie es in Russland bei klarem Himmel mitten im Winter in der freien Natur über einer geschlossenen Schneedecke wird.

Mittags wird kurz gerastet, ein kleiner Imbiss im Stehen muss genügen: Die Damen erhalten den restlichen Kakao, es bekommt jede fast noch einen Becher. Die Milizionäre haben noch eine Thermosflasche mit Tee, welcher allerdings auch nur noch lauwarm ist, und erneut belegte Brote.
Die mangelnde Wärme des Tees wird durch einen großzügigen Schuss Wodka ausgeglichen.
Die Frauen bekommen nichts weiter.
Durch Bewegungen auf der Stelle versuchen sie, sich warm zu halten, während die Männer essen. Dann werden der restliche Tee, die wenigen, noch übrigen belegten Brote und die leeren Kakaokannen eingepackt.

Am Nachmittag ändert sich die Landschaft: Die Wandergruppe überquert eine zweibahnige Straße. Jenseits derselben ist der Wald nicht mehr bewirtschaftet. Während der Weg sich bislang nur mit leichter Krümmung durch das Gelände geschlängelt hat, geht der schmale Waldpfad, welchen die Studentinnen jetzt einschlagen müssen, durch dick und dünn.
Die beiden Frauen, welche vorangehen, müssen zusätzlich zum Schnee, welcher unter den dicht stehenden Föhren glücklicherweise nicht mehr ganz so tief ist, nun auch noch gegen Äste und Zweige kämpfen, welche immer wieder den Pfad versperren. Es sind die europäischen Ausläufer der Taiga, des dichten, russischen, subpolaren Nadelwaldgürtels.
Die Bewegungen der jungen Damen können inzwischen nicht mehr als Wandern bezeichnet werden. Die langen, dünnen Beine stolpern durch den Schnee. „Taumeln“ wäre vielleicht ein zutreffendes Wort für diese Art der Fortbewegung. Die Milizionäre müssen wieder die Knute sprechen lassen.

Als die Dämmerung hereinbricht, genehmigen sich die Männer den restlichen Tee und die restlichen Brote. Die Frauen müssen den Männern beim Essen zusehen.
Die Sterne funkeln längst am Himmel, als in der Ferne ein heller, warmer Lichtschein durch das Dickicht schimmert. Unwillkürlich werden die müden Beine der vollkommen erschöpften, durchgefrorenen und hungrigen Frauen noch einmal schneller. Schon bald ist die Hütte erreicht.
B.S.I. verkündet ein blank geputztes Messingschild neben der Tür. Es steht für Boris S. Iwanow, dem auch diese Jagdhütte gehört.
Die Studentinnen sinken zu Boden, als sie den warmen, geheizten Raum erreicht haben.

Sergej steht in den Türbalken eingeritzt. Boris S. Iwanow hat diese Hütte von seinem Vater Sergej N. Iwanow geerbt. Allerdings hat es ihn viele Dollar gekostet, die Ausstattung der Hütte auf den heutigen Stand zu bringen. Trotz der Abgeschiedenheit ist die Datscha (Land-, Sommerhaus) mit elektrischem Licht, fließend warmem und kaltem Wasser und sogar mit Telefon ausgestattet.
Darüber hinaus ist sie wesentlich geräumiger, als es von außen den Anschein hat.

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